Karl J. Mayerhofer

Startseite
Termine
Seitenblicke
Werke
Links
           Biografie

Laudatio zur Vernissage im Fuhrwerkerhaus am 27. Sept. 2008

Karl J. Mayerhofer  

Es ist eine Schlüsselerfahrung, wenn man zum ersten Mal versteht, dass die befreiende Kraft der Kunst erst dann wirksam wird, wenn man mit dem eigenen künstlerischen Werk beginnt. Die eigene künstlerische Gestaltung kennt keine Grenzen – jeder Lebensbereich, jede menschliche Handlung kann von ihr erfasst werden. Rainer Maria Rilke soll einmal gesagt haben: „Kunst heißt, nicht zu wissen, dass die Welt schon ist, und eine zu erschaffen.“ Der heutige Künstler, den ich Ihnen vorstellen darf, und zu dessen Vernissage ich Sie sehr herzlich begrüße, ist Karl J. Mayerhofer . Er wurde an einem 21. 12. – ein Zahlenpaar, das für den Künstler sein ganzes Leben lang noch eine magische Bedeutung haben wird, – in Wien-Ottakring geboren und beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit der Malerei. Mit 14 Jahren gewinnt er den ORF-Jugendpreis und absolviert anschließend die Höhere Graphische Lehr- und Versuchsanstalt, Fachsparte Siebdruck, in Wien-Penzing. 1984 übersiedelt Mayerhofer in die Dichtergemeinde Kirchstetten, wo er sich nach einer längeren Pause autodidaktisch wieder mit der Malerei beschäftigt. Er ist Gründer der Galerie „M“ und der Künstlerverbindung kkk (für „KulturKreisKirchstetten“), der er auch als Präsident vorsteht. Mit Aquarell und Tusche erarbeitet sich der Künstler seinen eigenen Stil: Eins werden mit dem Objekt. Der zu malende Gegenstand wird von ihm so intensiv wahrgenommen, dass sich dessen Inneres im Künstler und in weiterer Folge im Bild wieder finden lässt.

Um das Gefühl anstelle des Verstandes in den Vordergrund treten zu lassen, ist Unmittelbarkeit und Spontaneïtät sehr wichtig. Es geht ihm in seinen Bildern nicht um die bloße Abbildung von Sachinhalten, sondern um die Schaffung einer eigenen autonomen ästhetischen Realität. Das Malen aus purer Freude und Neugierde ist Ziel seiner Werke. Sich entspannen, Ruhe und Kraft finden, Farbe wahrnehmen, sich berühren und verzaubern lassen, in Bilder eintauchen und eigene Bilder auftauchen lassen – das ist sein Ziel, seine Vision. Er beschränkt sich auf das Wesentliche in der Kunst, wie es die Abstraktion vorsieht, die Natur wird mit eigenen Linien neu erschaffen und damit entsteht die Erschaffung einer eigenen ästhetischen Natur und Realität. Die Grenzen zwischen Figuration und Abstraktion sind fließende, übergängige Malprozesse. Die Vielfältigkeit von Spontaneïtät, Harmonie und gezielt eingesetzten Formen finden wir in seinen Bildern ebenso, wie die Grenzen, die zwischen Chaos und konstruierter Bildgestaltung auszuloten sind.

Aus anfänglichen Zufällen und einer kalkulierten eigenen Bildauffassung ergibt sich im Laufe der Zeit ein persönliches Ordnungsprinzip in seiner Malerei sowie Raum für experimentelle Individualität. So entstehen Landschaften mit Überlagerungen und Verschmelzungen von verschiedenen Motiven. Entferntes wird in die Nähe gerückt, überlagert, oder es wird ein bestimmtes Detail präzise herauskristallisiert. Die Komposition, die Farbaussage sowie die Struktur sind wichtige Aspekte seiner Werke. Karl Mayerhofer ist Mitglied der Berufsbildenden Künstler Österreichs. Seit 1991 stellt er seine Werke national und international aus. In der heutigen Ausstellung – mit dem Untertitel "Nichts Neues" – zeigt er uns einen Querschnitt der Werke, die er in Venedig in der Galleria San Vidal am Campo San Zacharia, in Mailand, auf der ART-Innsbruck und der internationalen Kunstmesse in Salzburg – um nur einige Stationen zu nennen – in den letzten Jahren gezeigt hat. Einige seiner Werke sind zu Markenzeichen geworden – für Weinetiketten, wie Winzer Reinberger, Winzer Roch (Weinkost), Dallmayr München, verschiedene Kunstuhren, die Fensterlösung auf Schloß Thürnthal, aber auch das Sparbuch der Raiffeisenbank Wienerwald – das hoffentlich viele von Ihnen kennen und besitzen – ziert ein Werk von ihm. Auch heuer, am 22. Oktober um 19 Uhr, wird ein neues Sparbuch mit seiner „Rose Grün“ in der Galerie der Raiffeisenbank Wienerwald präsentiert. Wer sehen kann, kann auch Unsichtbares fühlen – künstlerische Expression in der Malerei ist der Dialog von Laut und Leise. Karl Mayerhofer hat einmal zu mir gesagt, „Wenn ich zu arbeiten beginne, liegt nicht im Strich oder in der Fläche die Faszination, sondern in der sich ständig in- und zueinander verändernden Beziehung!“ Lieber Karl, wir freuen uns schon heute, wenn du wieder die Kraft findest, Unsichtbares zu fühlen und die Macht der Faszination dich wieder einfängt.

Ich wünsche Ihnen allen viel Freude beim Betrachten der Werke, beim Gespräch mit dem Künstler und bei den kulinarischen Versuchungen und danke für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Mag. Silvia Schweighofer

 

ENTHUELLUNG EINER GEHEIMEN WELT  

Karl J. Mayerhofer, so denken wir, kann ohne Umschweife als Eklektiker bezeichnet werden.  

Er wurde in Wien geboren und möglicherweise ist es kein Zufall, dass dieser Umstand, in einer der bedeutendsten Kunst-Metropolen zu leben, unbewusst sein Künstlerdasein geprägt hat und er imstande ist, zu sehen, was andere nicht sehen, und ihn vor allem auch dazu befähigt hat, uns dies durch Formen und Farben zu demonstrieren.

Seine Künstlerkarriere beginnt er als Grafiker, spezialisiert in Siebdruck, eine der schwierigsten grafischen Techniken, aber auch diejenige, welche die größte Ausdrucksmöglichkeit zulässt. Daraus ergibt sich unserer Meinung nach seine Neugier, die ihn mit Erfolg den Weg der Tuschzeichnungen und der Aquarelle beschreiten und mit diesen beiden Ausdrucksmitteln Werke von absolutem Wert schaffen lässt.

Das bedeutet, dass seine Werke, sowohl das Thema als auch die Ausführungstechnik betreffend, von seiner Vielseitigkeit zeugen. Dies ist nicht als eine Zerstreutheit der Ideen zu verstehen, sondern entspricht im Gegenteil einem emotionalen Anreiz, der unbedingt aus dem Innersten herausbrechen muss, um dann tausend diverse Richtungen einzuschlagen, allesamt durchdrungen von Emotionen und oft von verzehrender Nostalgie.

  Aus der Körperhaltung seiner weiblichen Figuren, den Tänzerinnen, den Blumenfrauen, den Geigenspielerinnen, vermeint man eine süße Kantilene zu vernehmen, durch die anmutigen Bewegungen, die liebevolle Hingabe, die ihre Wurzeln in vergangenen Zeiten haben und zwar in jener "Wiener Sezession", in welcher der große Klimt der visuellen Kunst neue Lymphe verlieh und einen Fixpunkt für alle künftigen Generationen setzte.  

Karl J. Mayerhofer hat diese Lektion beherzigt und hat sie sich - ohne jegliche Absicht zu imitieren - zu eigen gemacht und die menschlichen Gefühlsschwankungen zu neuen Ufern geführt. In den betreffenden Werken scheint die Linie dem Gravitätsgesetz zu entgleiten und entschwebt fast dem beengenden Platz der Leinwand, um durch sprühende Pinselführung farbiges Magma auszuschütten, bestückt mit zierlichen Verschleierungen, die in ihrem Innersten geheime Passagen verschiedener Farbtöne enthüllen und mit Musikalität durchtränkt sind.

Auch als Landschaftsmaler beweist er seine Ausdruckskraft, indem es ihm gelingt, aus der ihn umgebenden Natur alles was der menschliche Geist ihr hinzugefügt hat, einzufangen, die kulturelle und ethnische Essenz, wie sie am Besten dargestellt werden kann. So erklären sich die Perspektiven der mittelalterlichen, nordeuropäischen Orte in schlichter, würdevoller Linienführung, angereichert mit Farbtönen, die eine Kontraposition zur Wirklichkeit darstellen und Zeichen eines geschichtlichen Fortbestehens sind, umhüllt von nostalgischem Schimmer in einer Welt, die uns entsagt. Dann, plötzlich, konfrontiert mit einer veränderten Realität, lässt er seinen verschiedenen Empfindungen freien Lauf und ruft andere Visionen ins Leben, in welchen die Fantasie mit den gegensätzlichsten Empfindungen verschmilzt. So entstehen die verschwommenen "Venezianischen Nächte", wo phantasmagorische Masken auf entmaterialisierten Steinen tanzen, die von Geschichte zeugen. Außerdem spiegelt sich in den üppigen, farbenreichen Ansichten italienischer Städte seine Existenz als Mensch und internationaler Künstler wieder, der es versteht, jegliche Art von Schönheit zu unterstreichen.

Ebenfalls beeindruckend sind die "Reisenotizen", in welchen der Künstler Dinge und Personen beschreibt, die er in den bereisten Ländern angetroffen hat, und zwar mit dem Scharfsinn und der Emotion desjenigen, der die wesentlichen Merkmale zu vereinen weiß, um ein Land oder eine Stadt in Erinnerung zu rufen. Die schöne Beduinin, abgebildet mit wenigen Strichen, sowie die stattliche "Pharao-Büste", reich an emotionaler Vornehmheit, zeugen von potentieller introspektiver Kapazität.

Diesem gebildeten und feinfühligen Maestro ist eine Art Verwunderung in der Erfassung der Zusammenhänge zuzuschreiben, welche seine Malerei veredelt und durch Scharfsinn und mit unverfälschter Liebenswürdigkeit bereichert.

Ein vielseitiger Künstler also, der es versteht, in der Natur, den Menschen, den Dingen von gestern und heute den Sinn des Lebens zu ergründen, indem er uns die beste Seite der Menschheit zeigt - eine Menschheit, die noch mittels der Kunst vor der Katastrophe der massiven Annullierung der Kultur auf Rettung hofft und verzweifelt versucht, die Freiheit, zu träumen, nicht zu verlieren.

Giorgio Pilla